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Bad Schwalbach, 10. August 2014

Tornado trifft die Kommune Bad Schwalbach



Am Abend des 11. August 2014 fegte ein Tornado der Stärke F2-F3 (180 – 320 km/h) über weite Teile des Stadtgebietes von Bad Schwalbach. Der Deutsche Wetterdienst warnte in seinem Internetportal vor „markantem Wetter“, der Tornado kam in seiner Stärke jedoch völlig ohne Vorwarnung innerhalb von Sekunden. Besonders betroffen war die Kreisstadt im nördlichen Stadtbereich, im Kurbereich mit mehreren Kliniken. Der Tornado entwickelte sich kurz vor dem Stadtteil Langenseifen und zog eine Schneise der Verwüstung hinter sich her. Die Ausmaße erstreckten sich südlich der Reitallee über weite Teile der Kernstadt. Innerhalb weniger Minuten entwurzelte oder knickte der Wind Bäume ab, beschädigte oder zerstörte Autos und Gebäude und deckte Dächer ab. Mehrere Personen im Kurparkbereich galten als vermisst und es wurden eingeschlossene Fahrzeuge sowie eine eingeklemmte Person auf verschiedenen
Streckenabschnitten von Kreis- und Landesstraßen im Stadtgebiet Bad Schwalbach gemeldet. 


Alarmierung und Einsatzablauf

Kurzbericht des Einsatzes


Um 19:07 Uhr, etwa eine Minute nach dem Tornado, alarmierte die Leitstelle die beiden Brandgruppen der Bad Schwalbacher Kernstadtwehr sowie die Stadtteilfeuerwehr Hettenhain zu einem Brandmeldealarm in ein Alten- und Pflegehotel in den Badweg, der sich mitten im Schadensgebiet befindet. Der Stadtbrandinspektor von Bad Schwalbach, Sven Lillig, befand sich in der Nähe der Einsatzstelle. Er konnte sehen, dass eine direkte Zufahrt für Großfahrzeuge über die Straße „Am Kurpark“ nicht mehr möglich war. Aus diesem Grund setzte er unverzüglich die Leitstelle über eine Art „Windhose“ und massive Verwüstungen im Stadtgebiet in Kenntnis und ließ die Stadtteilfeuerwehren Heimbach und Lindschied alarmieren. Die alternative Anfahrt zum Einsatzort in der Badstraße über die Listmannstrasse musste der Stadtbrandinspektor ebenfalls abbrechen. Mehreren Bäume blockierten die Fahrbahn, gleichzeitig meldete die Leitstelle eine „eingeklemmte Person in einem Fahrzeug auf Grund eines umgefallenem Baumes“ auf der Reitallee. Umgehend wurde die Nachalarmierung der Feuerwehren Langenseifen und Ramschied veranlasst.


Mehrere Bäume blockieren sämtliche Zufahrtsstrassen

Kein Durchkommen der Einsatzkräfte



Zwei weitere Stadtteilwehren wurden alarmiert und der Löschzug der Feuerwehr Bad Schwalbach geteilt: Das HLF
20/16 und der ELW 1 rückten zur eingeklemmten Person auf die Reitallee aus, der Stadtbrandinspektor kämpfte sich mit LF 10/6 und DLK 23/12, der Feuerwehr Heimbach und Lindschied  den Weg durch die Straße „Am Kurpark“ zum Alten- und Pflegehotel im Badweg. Jedoch endete die Fahrt gegen 19:17 Uhr an der Ecke Badweg und Rheinstrasse. Die Zufahrt zum Einsatzort versperrten Bäume, einige
Fahrzeuge und Häuser waren schwer beschädigt. Bäume türmten sich „meterhoch“. Nun überschlugen sich die Ereignisse. Die Leitstelle meldete mehrere Einsatzstellen, vor Ort teilten Anwohner dem Stadtbrandinspektor mit, dass ganze Dächer weggeflogen seien, Patienten einer Klinik meldeten vermisste Personen im Kurpark, wo alle Bäume umgestürzt seien, und eine Anwohnerin vermisste ihren Mann. Die Wehr Hettenhain teilte mit, dass wegen „hunderten von Bäumen“ ein Durchkommen über die Rheinstrasse ab dem Gelände eines Autohändlers nicht mehr möglich sei.Im Stadtteil Ramschied blockierten Bäume die L 3034, was ein Ausrücken nach Bad Schwalbach unmöglich machte, und auch die Reitallee konnte wegen einer Unzahl umgestürzter Bäume nicht mehr befahren werden. Unbekannt
war, wo sich das Fahrzeug mit der eingeklemmten Person befindet.


Eingeklemmte Personen, Vermisste, Abgedeckte Dächer, Zerstörte Autos

Umfangreiche Nachalarmierung 



Auf Grund dieser vielen Meldungen veranlasste der Einsatzleiter einen sogenannten Vollalarm der Kommune Bad Schwalbach, das heißt dass alle Stadtteile sowie die Kernstadt über Sirene alarmiert wurden. Des weiteren veranlasste er die Nachalarmierung der Feuerwehren aus diversen Nachbarkommunen. Die Wehren aus Breithardt, Kemel, Wambach, Hahn, Michelbach, Kettenbach, Schlangenbad und Bärstadt, der Einsatzleitwagen 2 (ELW2), das Technische Hilfswerk aus Geisenheim, Heidenrod und Idstein, einen Aufklärungshubschrauber, die Rettungshundestaffeln des Deutschen Roten Kreuzes und der Feuerwehr Wiesbaden sowie einen Kranwagen der Berufsfeuerwehr aus Frankfurt.


Einsatzleitwagen des Rheingau Taunus Kreises und die Einsatzzentrale werden besetzt

Koordinierung von Einsatzstellen



In der im Feuerwehrhaus eingerichteten Einsatzzentrale und dem dort stationierten ELW 2 bildete die Einsatzleitung mehrere Abschnitte und teilte die Einsatzstellen nach Prioritäten ein. Auf Grund der Meldung vermisster Personen lag der Einsatzschwerpunkt bei der Menschenrettung und Suche nach vermissten Personen Personen. Mehrere Feuerwehren und Rettungshundestaffeln durchsuchten die Kurparkbereiche nach Vermissten oder Verletzten. Zeitgleich musste die Feuerwehr Dächer sichern – bis zu drei Drehleitern waren
alleine damit beschäftigt.


Übersicht der Einsatzstellen

Schwere Schäden in der Stadt



Insgesamt zerstörte oder beschädigte der Tornado knapp 50 Fahrzeuge und 60 Häuser. Hessenforst sowie mehrere Dachdeckerfirmen begannen schon in der Nacht, die Einsatzmaßnahmen zu unterstützen. Der angeforderte Aufklärungshubschrauber stand auf Grund des schlechten Wetters erst am zweiten Einsatztag zur Verfügung. Nach und nach kristallisierten sich Einsatzschwerpunkte heraus: Dächer
notdürftig in Stand setzen, absturzgefährdete Gebäudeteile sichern, lose Äste aus Bäumen entfernen, um die Verkehrssicherheit wieder her zu stellen, auf den Zufahrtstrassen eine Durchfahrt von Rettungsfahrzeugen sicherstellen. Auf dem Dachstuhl einer Pension lag ein ca. 10 t schwerer Baum. Um diesen heben zu können, rückte ein Kranwagen der Berufsfeuerwehr Frankfurt an. Der Digitalfunk im TMO zeigte sich als ein sehr wirkungsvolles Instrument, um die Kommunikation über weite Wege sicher zu stellen. Leider mussten immer wieder Schaulustige aus den Einsatzstellen verwiesen werden, welche sich und die Einsatzkräfte in Gefahr brachten. Rund 340 Einsatzkräfte arbeiteten in zwei Tagen 207 Einsatzstellen ab. Die eingesetzten Kräfte waren hoch motiviert und gingen manchmal weit über ihre Grenzen hinaus. Es war ein langer und kräftezehrender Einsatz, aber er hat uns auch gezeigt, wie gut wir mit den angrenzenden Kommunen im Untertaunus zusammen arbeiten“,


ÜberSicht  der Einheiten

Eingesetzte Kräfte ca. 350


  • FFW Bad Schwalbach mit ELW1; HLF20/16; DLK23/12; LF10/6; TLF16/24; GWG1; WLF; MTW; GW-L1 und GW-L2
  • FFW Adolfseck mit TSF
  • FFW Fischbach mit SLF und MTW
  • FFW Heimbach mit TSF-W und MTW
  • FFW Hettenhain mit TSF und MTW
  • FFW Langenseifen mit TSF-W und LF8
  • FFW Lindschied mit TSF und MZW
  • FFW Ramschied mit TSF und LF8
  • FFW Michelbach mit DLK18/12
  • FFW Kettenbach mit TLF 16/25
  • FFW Kemel mit LF16 und MTW
  • FFW Watzelhain mit TSF
  • FFW Breithardt mit LF10/6 Kats und GW
  • FFW Bärstadt mit LF10/6 und MTW
  • FFW Georgenborn mit LF8 und GW
  • FFW Wambach mit LF10/6 Kats und GW
  • FFW Hahn mit DLK 23/12
  • FFW Wiesbaden mit Rettungshundestaffel
  • Berufsfeuerwehr Frankfurt mit B-Dienst, Kranwagen und Wechselladerfahrzeug
  • DRK Taunusstein mit Verpflegungszug und Rettungshundestaffel
  • Rettungsdienst mit 2 Rettungswagen, LNA und OLRD
  • THW Ortsverband Heidenrod
  • THW Ortsverband Geisenheim
  • THW Ortsverband Idstein
  • Polizei, mehrere Einheiten
  • Polzeihubschrauber IBIS2
  • Einsatzleitwagen 2 des Rheingau Taunus Kreises
  • Lagedienst Innenministerium Hessen
  • Kreisbrandinspektor
  • Kreisbrandmeister
  • Landrat
  • Ordnungsamt
  • Forstamt